Efeu, Dracaena und Ficus-Arten führen die Top-10-Liste der grünen Zimmerpflanzen an. Allesamt pflegeleichte Gewächse, die in der Innenraumbegrünung einen hohen Stellenwert haben, aber letztendlich nicht unbedingt als faszinierend bezeichnet werden können. Außergewöhnlich im Hinblick auf Habitus und Blattfarbe sowie Blattstruktur sind eher grüne Gewächse wie Tillandsia, Agave, Euphorbia, Alocasia oder Nolina. Etwas spricht sowohl für die Pflegeleichten als auch für die Besonderen: Sie sind grün… und grün ist Leben.
Die Erkenntnis, dass der Strom gelb ist und die Kühe lila sind, verdanken wir cleveren Werbestrategen. Die fundamentale Frage aber, warum Blätter grün sind, hat der deutsche Chemiker Richard Willstätter (1872 – 1942) beantwortet. Er erhielt übrigens 1915 den Nobelpreis für Chemie. Richard Willstätter isolierte den grünen Farbstoff der Pflanzen, das Chlorophyll, und stellte fest, dass es aus zwei Anteilen besteht: dem blaugrünen Chlorophyll II a und dem gelbgrünen Chlorophyll II b.
Interessanterweise unterscheiden sich trotz des komplexen Aufbaus Chlorophyll und der menschliche Blutfarbstoff Hämoglobin in nur einem Atom, das jeweils im Zentrum sitzt: Im Blutfarbstoff ist es das Eisen, das die Atmung der Tiere und Menschen ermöglicht, im Chlorophyll der Pflanzen ist es das Magnesium, das den Pflanzen erlaubt, aus der ausgeatmeten Luft der Tiere und Menschen wieder den lebensnotwendigen Sauerstoff zu erzeugen.
Grün fördert die seelische Ausgeglichenheit
Sicher ist dieses wechselseitige Verhältnis ein Grund dafür, dass die Gegenwart von Pflanzen die seelische Ausgeglichenheit und das Wohlbefinden von Menschen fördert. Schon die alten Ägypter hegten eine Vorliebe für Pflanzen und Blumen. Aus alten Grabmalereien geht hervor, dass sie ab dem dritten Jahrhundert v. Chr. Pflanzen in Töpfen zogen, um damit ihre Innenhöfe zu dekorieren.
Das Bedürfnis, sich mit attraktivem Blattgrün innerhalb des Wohnumfeldes zu umgeben, besteht bis heute. Die Vielfalt der Grünpflanzen ist überwältigend: Es gibt die unterschiedlichsten Möglichkeiten, mit der Farbe, der Wuchsform und der Textur des Blattwerks der Pflanzen zu spielen und Wohnräume zu dekorieren. Das Angebot ist immens. Für jeden Geschmack, jeden Standort und für jeden Menschentypus gibt es das passende Grün. Welche Nuance zu wem passt, kann man leicht aus der Farbwirkung ableiten.
Natürliche Vielfalt
Mehr als 90 Grünnuancen sind benannt. Von A wie Absinthgrün bis Z wie Zinkgrün reicht die umfangreiche Palette. Dazwischen tummeln sich Apfelgrün, Avocadogrün, Birkengrün, Zederngrün, Kieferngrün, Meergrün, Lodengrün, Patinagrün, Braungrün, Lindgrün, Flaschengrün, Khaki, Moosgrün, Olivgrün, Smaragdgrün, Pistaziengrün, Schilfgrün und Tannengrün.
Auf die Mischung kommt es an
Man mischt Grün – wie jedes Kind in der Schule lernt – aus den Grundfarben Gelb und Blau. Das neutrale Grün ist eine beruhigend wirkende Farbe. Sie besteht aus gleich vielen Anteilen der beiden genannten Grundfarben und liegt im Gleichklang mit dem passiven Blau und dem aktiven Gelb – bleibt statisch und ohne Dynamik. Das neutrale Grün steht für Urlaub, Wald, Wiese sowie Erholung und Ausruhen.
Gelbgrün-Nuancen besitzen viel von der Aktivität des in ihm dominierenden Gelbs und wirken daher anregend, heiter, manchmal fast aufdringlich, warm, natürlich, hell, unbeschwert und harmlos. Es ist die typische Farbe des zaghaften Anfangs, des Wachsens, der Unreife, die Farbe der ersten Blätter im Frühling bis hin zum unverkennbar knalligen Maigrün. Je mehr Gelbanteile vorhanden sind, desto sonniger und wärmer wirkt dieses Grün.
Es kann allerdings sehr schnell ins Gegenteil umkippen, dann nämlich, wenn es einen kalten, zitronensauren Ausdruck bekommt. Dann erscheint es unangenehm giftig, gefährlich, fast kränklich. Ein fahles Giftgrün galt früher (im Mittelalter) als Farbe von Krankheit, Aussatz, Verwesung, Tod und Verrat. Die Übergänge zwischen diesen Grüntönen sind sehr fließend, es kommt auf feinste Nuancen an. Und was für den einen noch angenehm maifarben ist, wirkt auf den nächsten unangenehm giftig.
Mit zunehmenden Blauanteilen erscheint Grün kühler, unnahbarer, zurückhaltender, reservierter und eigensinniger. Das helle Blaugrün, das Türkis, besitzt im gesamten Farbspektrum die größte Kälte und gilt als distanziert, steril, im übertragenen Sinne auch als emotionslos und gefühlskalt. Ein dunkles Blaugrün wirkt widerstandsfähiger, kräftiger und gespannter. Die Farbe wird dann häufig mit Eigensinn, Dickköpfigkeit, Stolz und Starrsinn assoziiert.
Tannengrün, das neben Blau und Gelb noch etwas Schwarz enthält, ist eine ernste, selbstbewusste Farbe. Sie vermittelt den Eindruck von Festigkeit und bewusstem Handeln.
Olivgrün enthält außer reinem Grün starke Anteile von Schwarz und Gelb, jedoch keine weitere Beimischung von Blau. Dadurch erhält es einen fast braunen, erdigen Charakter. Oliv hat eine Bedeutung als Tarnfarbe, da diese Nuance in der Natur gut mit der Umgebung verschmilzt.
Foto: Blumenbüro Holland